Donnerstag, August 25, 2005

Tiefschnee

Man braucht einen dicken, dunklen Pelzmantel, der bis zum Boden reicht, und die Kälte verhüllt, die sich auch darunter befindet.

Durch frisches, stilles weißes Pulver laufend, kommt man an einen zugefrorenen kleinen See. Es ist erst heute Nacht so kalt geworden dass er gefror, kein Schnee liegt auf der Eisschicht. Man kniet sich nieder am Ufer des Sees. Man blickt ratlos auf die Eisfläche und poliert dann mit dem dicken braunen Handschuh ein kreisrundes Fenster in das Eis, blickt hindurch, um zu merken, dass man unter dem Gefrorenen sein eigenes Ebenbild im Wasser erkennt, blass wie ein grauer Wintermorgen, nackt, die Haare durchs Wasser treibend, die weit geöffneten Augen tot und doch voll Panik, Panik davor, unter dem Eis zu ersticken. Hände strecken sich der Oberfläche entgegen, dem Licht, das nur eine dünne trübe Glasscheibe weit weg ist...und doch zu fern auf ewig, es zu erreichen.

Man steht erschrocken auf, will wegrennen und gleitet am Seeufer aus, rutscht mit dem Fuß durch die noch nicht ausreichend feste Eisschicht ins Wasser, das Eis bricht, der Mantel schwimmt auf. Mit bebenden Gliedern zieht man sich heraus, um nach Hause zu rennen, wo man rauhreifbedeckt ankommt, um den Weg zum Schrank mit dem Whisky zu nehmen. Die Flasche ist leer, man legt den vom Eis beschwerten Mantel ab, setzt sich in den Sessel vorm Kamin und fühlt sich kalt, dennoch kalt.

Keine Kommentare:

 
Suchmaschinenoptimierung