Freitag, Mai 12, 2006

Howling at the Moon

Der Himmel ist klar, im Süden steht der Vollmond, und der Hund des Nachbarn bellt sich die Seele (haben Tiere nun sowas oder nicht?) aus dem Leib. Und ich sitze hier und mir geht es eigentlich relativ ähnlich wie ihm - etwas fehlt. Nähe, Kontakt, Beschäftigung. Das arme Tier erinnert mich an den kürzlich erst wieder hervorgeholten Gedankengang in Rilkes "Panther", ich möchte auch nicht den ganzen Tag im Käfig sitzen. Und doch tue ichs.

Ich war heute eine ganze Stunde draußen, bin mit falschem Schuhwerk kilometerweit durch die Wiesen am Fluss gepilgert bis mir die Füße derart wehtaten (sie tun es noch jetzt) dass ich kaum noch auftreten konnte. Seit Monaten habe ich mich nicht mehr so viel bewegt, und seit Monaten habe ich nicht mehr soviel Natur auf einmal erlebt. All diese Bäume, die verschiedenen Arten wie sie blühen, die Forelle, die ich vom Steg aus sehen konnte, das vermutlich von der Hitze und den riesigen in ihm verfaulenden Pollenmengen brackig riechende Wasser in den künstlichen Seitenarmen des Flusses auf dem LGS-Gelände, auf dem Rückweg dann die überwältigenden Düfte von Apfelbaum und Fliederbüschen in unserem Garten...all dies war beinahe schon zuviel für jemanden wie mich.
Und doch suche ich noch. Ich suche den einen Platz am Fluss, wo ich mich völlig ungestört fühlen kann. Einen kleinen Fleck, wo ich direkten Kontakt zum Wasser haben kann, wenn ich das will, wo ich eine schöne Szenerie vorfinde, wo ich malen, lesen oder einfach nur die Augen schließen kann, wenn ich das will. Ja, eigentlich habe ich einen solchen Platz schon einmal gefunden. Aber ich suche einen anderen, an dem keine Erinnerungen hängen. Auf zu neuen Ufern. Das Alte stellt mich nicht mehr zufrieden.

Nein, eigentlich suche ich etwas ganz anderes.

Seit spätestens 20 Uhr bin ich hier nur noch am Rumhibbeln. Es ist grauenhaft, wenn etwas fehlt, und man genau weiß, was es ist, wo es ist, und warum es nicht hier ist. Jegliche Ablenkung schlug fehl - das heißt, wirklich viel war heute nicht zu machen in Sachen Ablenkung, zumindest gab das Fernsehen nicht viel her und meine Zeit am Klavier hielt sich mangels übriger Energie nach dieser langen, heftigen Woche auch eher in Grenzen.

Schlussendlich habe ich mich nun wieder in meinen Käfig verkrochen, sitze hier, heule den Mond an, und werde morgen wohl relativ früh aufstehen. Ich warte auf bessere Zeiten, ja, ich weiß sogar, wann sie beginnen könnten. Garantie gibt es keine, wie immer, aber allmählich habe ich da so ein Gefühl. Ich werde Stärke finden.

Schluss für heute in diesem Blog.


Songs im Lauf der Entstehung dieses Eintrags: Kansas - Magnum Opus...Anathema - Sleepless '96...Herbert Grönemeyer - Halt mich (unplugged)...Nevermore - Sell My Heart For Stones


PS: Lieber M., du hast anderswo einen Post von mir übersehen.
PPS: Nein, wohl doch nicht. *g*

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