Im direkt an der Bergflanke gelegenen Ort Döbra findet sich auch für Ortsunkundige schnell der Parkplatz, an dem der eigentliche "Aufstieg" beginnt. Die Steigung ist durchweg sanft und gleichmäßig. Sehr bald merkt man, dass schon Döbra recht hoch liegt im Vergleich zu Teilen des Umlandes.
Dann steht man plötzlich vor dem Gelände der Radarstation auf dem Gipfel - natürlich komplett eingezäunt, wie man das bei militärischen Sperrgebieten eben so kennt - und direkt daran muss man vorbei, um den Aussichtsturm zu erreichen.
Vom Aussichtsturm aus kann man scheinbar die halbe Welt überblicken, wie mir erst bei der nachträglichen Recherche zuhause klar wurde:
Auch der Staffelberg - Luftlinie ca. 55 km - war deutlich zu sehen. Die Handykamera hat leider beschlossen, dass ihr 55 km Atmosphäre auch an einem so klaren Tag zu viel sind.
Und dann waren da noch die zwei Berge ganz hinten in der Ferne...die ich nachträglich zuhause als die Gleichberge identifizieren konnte. Das sind dann 75 km. Erst da wurde mir bewusst, was ich wohl für einen guten Tag erwischt hatte; zwar nicht wolkenlos, aber durch den Wind war die Luft sehr klar.
Witzigerweise war ausgerechnet dies der erste Ort seit Jahren, wo ich Große Rote Waldameisen entdecken konnte - direkt am Zaun der Radarstation. Ich habe mal versucht, sie mit der Makrofunktion einzufangen...beinahe hoffnungslos, die halten ja nicht still.
Prompt wurden zwei patrouillierende Bundeswehrangehörige auf mich aufmerksam. Na klar, wer sein Objektiv gezielt auf den Boden richtet, der hat es bestimmt auf ein paar schöne Spionagefotos einer seit dem Ende des Kalten Krieges relativ unwichtigen Radarstation abgesehen, die ohnehin im Internet ganz unzensiert auf Googles Satellitenfotos zu sehen ist. Da standen die also direkt am Zaun und beäugten mich, die Taser-Pistole in der Hand (hallo??) und taten geheimnisvoll, statt wie normale Menschen auf meine freundlichen Smalltalk-Versuche zu reagieren. Irgendwie zum Lachen. So macht sich das Militär beim Volk nicht gerade beliebt, sinnlos implizit drohend. Nett immerhin, dass es nur eine nichttödliche Waffe war...hüstel.
Und so bin ich etwas verärgert und viel schneller als auf dem Hinweg den Berg wieder heruntergelaufen. Hatte ich auf dem Turm noch die absolute Abwesenheit menschlicher Geräusche genossen, so hat mir diese Begegnung den Abschluss etwas verdorben. Dennoch - ein schöner, leicht zu erreichender Berg, der mich bestimmt einmal wiedersehen wird. Aber dann werde ich mir einen anderen Weg nach oben suchen...
PS: Und ich hab sie doch erwischt. ;-)