Mittwoch, Juni 03, 2009

Seven Summits 2009 Teil 2: Döbraberg (2. Juni)

Dieses Jahr möchte ich in Anlehnung an die "richtigen" Seven Summits sieben der bedeutendsten Berge in Franken besuchen - nicht notwendigerweise die größten. Heute bin ich bei windigem Wetter und guter Fernsicht zum Döbraberg gefahren.
Der Döbraberg ist die höchste Erhebung im Frankenwald. Das obige Bild von Wikipedia zeigt ihn von der Seite, wenn auch im Winter. Er ist mit 794 Metern um einiges höher als der Staffelberg, aber wesentlich leichter zu erklimmen.

Im direkt an der Bergflanke gelegenen Ort Döbra findet sich auch für Ortsunkundige schnell der Parkplatz, an dem der eigentliche "Aufstieg" beginnt. Die Steigung ist durchweg sanft und gleichmäßig. Sehr bald merkt man, dass schon Döbra recht hoch liegt im Vergleich zu Teilen des Umlandes.Es geht relativ gerade den Berg hinauf, zunächst durch schöne Felder, dann führt der Weg in den Wald hinein.
Hier stellt sich erstmalig die Frage, ob man tatsächlich richtig ist. ;-)

Dann steht man plötzlich vor dem Gelände der Radarstation auf dem Gipfel - natürlich komplett eingezäunt, wie man das bei militärischen Sperrgebieten eben so kennt - und direkt daran muss man vorbei, um den Aussichtsturm zu erreichen.
Dieser bietet einen Rundumblick auf das gesamte Umfeld...bis eben auf den Bereich der Radarstation. Hier sind die Bäume so hoch, dass man weder die Radarstation (abgesehen natürlich von dem riesigen "Fußball") noch die dahinter liegenden Berge einsehen kann... Schön für die Bundeswehr, dumm für den Besucher.
Es ist herrlich ruhig, wenn man gerade fast der einzige Besucher dort ist. Man hört zwar die Straßen in der Nähe, aber wenn nicht gerade plappernde Ausflügler auf den Bänken am Fuß des Turmes sitzen, kann man beinahe wieder die eigenen Gedanken hören.
Vom Aussichtsturm aus kann man scheinbar die halbe Welt überblicken, wie mir erst bei der nachträglichen Recherche zuhause klar wurde:
Stellvertretend dieses Bild. Dass Ochsenkopf und Schneeberg - Luftlinie ca. 40 km - zu sehen sein würden, ist in Franken nichts Ungewöhnliches - immerhin sind dies zwei der höchsten fränkischen Berge.
Auch der Staffelberg - Luftlinie ca. 55 km - war deutlich zu sehen. Die Handykamera hat leider beschlossen, dass ihr 55 km Atmosphäre auch an einem so klaren Tag zu viel sind.
Und dann waren da noch die zwei Berge ganz hinten in der Ferne...die ich nachträglich zuhause als die Gleichberge identifizieren konnte. Das sind dann 75 km. Erst da wurde mir bewusst, was ich wohl für einen guten Tag erwischt hatte; zwar nicht wolkenlos, aber durch den Wind war die Luft sehr klar.Nach ausgiebigem Genuss der Fernsicht wieder vom Aussichtsturm herabgestiegen, sah ich mich noch ein wenig um. Schöne Vegetation gibt es da...
...und eine halsbrecherische Piste in Richtung Schwarzenbach, die wohl tatsächlich als Skiabfahrt genutzt wird oder wurde.Dann war es Zeit den Rückweg anzutreten. Also wieder auf zum Radar-Stützpunkt, und diesmal...
...siehe da, ein Schild das auf das Fotografierverbot hinweist. Auf dem Weg nach oben ist mir keines aufgefallen, und direkt an der Station oder deren Außenzäunen steht rein gar nichts davon! Aber man kommt ja kaum um die Station herum.

Witzigerweise war ausgerechnet dies der erste Ort seit Jahren, wo ich Große Rote Waldameisen entdecken konnte - direkt am Zaun der Radarstation. Ich habe mal versucht, sie mit der Makrofunktion einzufangen...beinahe hoffnungslos, die halten ja nicht still.

Prompt wurden zwei patrouillierende Bundeswehrangehörige auf mich aufmerksam. Na klar, wer sein Objektiv gezielt auf den Boden richtet, der hat es bestimmt auf ein paar schöne Spionagefotos einer seit dem Ende des Kalten Krieges relativ unwichtigen Radarstation abgesehen, die ohnehin im Internet ganz unzensiert auf Googles Satellitenfotos zu sehen ist. Da standen die also direkt am Zaun und beäugten mich, die Taser-Pistole in der Hand (hallo??) und taten geheimnisvoll, statt wie normale Menschen auf meine freundlichen Smalltalk-Versuche zu reagieren. Irgendwie zum Lachen. So macht sich das Militär beim Volk nicht gerade beliebt, sinnlos implizit drohend. Nett immerhin, dass es nur eine nichttödliche Waffe war...hüstel.

Und so bin ich etwas verärgert und viel schneller als auf dem Hinweg den Berg wieder heruntergelaufen. Hatte ich auf dem Turm noch die absolute Abwesenheit menschlicher Geräusche genossen, so hat mir diese Begegnung den Abschluss etwas verdorben. Dennoch - ein schöner, leicht zu erreichender Berg, der mich bestimmt einmal wiedersehen wird. Aber dann werde ich mir einen anderen Weg nach oben suchen...

PS: Und ich hab sie doch erwischt. ;-)
 
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