Donnerstag, August 25, 2005

Tiefschnee

Man braucht einen dicken, dunklen Pelzmantel, der bis zum Boden reicht, und die Kälte verhüllt, die sich auch darunter befindet.

Durch frisches, stilles weißes Pulver laufend, kommt man an einen zugefrorenen kleinen See. Es ist erst heute Nacht so kalt geworden dass er gefror, kein Schnee liegt auf der Eisschicht. Man kniet sich nieder am Ufer des Sees. Man blickt ratlos auf die Eisfläche und poliert dann mit dem dicken braunen Handschuh ein kreisrundes Fenster in das Eis, blickt hindurch, um zu merken, dass man unter dem Gefrorenen sein eigenes Ebenbild im Wasser erkennt, blass wie ein grauer Wintermorgen, nackt, die Haare durchs Wasser treibend, die weit geöffneten Augen tot und doch voll Panik, Panik davor, unter dem Eis zu ersticken. Hände strecken sich der Oberfläche entgegen, dem Licht, das nur eine dünne trübe Glasscheibe weit weg ist...und doch zu fern auf ewig, es zu erreichen.

Man steht erschrocken auf, will wegrennen und gleitet am Seeufer aus, rutscht mit dem Fuß durch die noch nicht ausreichend feste Eisschicht ins Wasser, das Eis bricht, der Mantel schwimmt auf. Mit bebenden Gliedern zieht man sich heraus, um nach Hause zu rennen, wo man rauhreifbedeckt ankommt, um den Weg zum Schrank mit dem Whisky zu nehmen. Die Flasche ist leer, man legt den vom Eis beschwerten Mantel ab, setzt sich in den Sessel vorm Kamin und fühlt sich kalt, dennoch kalt.

Montag, August 22, 2005

Suicidal Tendencies?

Gerade bin ich von zuhause hierher gefahren. Meine erste Fahrt bei Regen und Dunkelheit seit langer Zeit. Ich hatte, als ich mich ins Auto setzte, tatsächlich beinahe das Gefühl, ich würde nie zurückkommen. Die Sicht war anfangs miserabel, ich fühlte mich oft geblendet von den Autos hinter mir, das Fernlicht konnte ich selten anmachen, teilweise war ab 80 km/h Aquaplaning zu merken, und mein Heckscheibenwischer ging nicht.
Meine Mutter hatte mich gebeten, doch erst morgen früh zu fahren - aber ich musste unbedingt weg. Sie macht sich immer unheimlich viel Sorgen...okay, ein bisschen versteh ichs ja, aber sie übertreibt es ein wenig. Nein, ich konnte nicht mehr daheim bleiben. Zwar treffe ich mich morgen erst um 14 Uhr mit meinen Leuten, aber ich muss noch so viel erledigen. So vieles - was ich eigentlich heute schon hätte tun wollen/sollen, aber natürlich bin ich schon gleich so spät aufgestanden dass ganz klar war dass das nichts werden würde. Morgen möchte ich wenigstens die Chance haben, einiges von meiner To-do-Liste erfolgreich zu bewältigen. Ob das dann wirklich klappt, werden wir sehen.
Ich bin einfach total hinter meinem Plan. In gut 2 Wochen ist die erste Prüfung und ich habe irgendwie das Gefühl, immer tiefer und tiefer zu fallen. (Ich sollte wieder Baldrian schlucken...) Momentan weiß ich nicht wovor ich am meisten Angst habe: Vor Prüfung 1, wo ich zwar schon eine Menge Wissen habe, wo mir aber die Spezialliteratur fehlt und der Prüfer mehr als unsympathisch ist? Oder vor Prüfung 2, wo ich wahrscheinlich noch mehr implizites Wissen habe, aber noch keinen Plan, wie ich das Spezialthema angehen soll, und nicht zuletzt keine Ahnung habe, wie das klappen soll, wo doch der Prüfer ständig von einem Thema zum nächsten springt? Oder vor Prüfung 3, für die ich einfach noch gar nichts gemacht habe, was sich bitter rächen könnte, weil die Stofffülle einfach erschreckend ist...? Vor den drei Prüfungen die danach kommen, habe ich bei weitem weniger Angst.
Interessant ist dabei, dass die vorletzte Prüfung, Methodenlehre, eigentlich das Horrorfach für mich sein müsste, bin ich doch durch beide Statistikprüfungen je einmal durchgefallen. Doch da hat sich die Angst ganz ordentlich auf die anderen Prüfungen verlagert, seitdem ich in unserer Lerngruppe zunehmend merke, dass ich inzwischen einfach einige Zusammenhänge mehr kapiert habe als manch ein anderer - nicht zuletzt wohl deswegen weil ich auch durch Statistik II durchgefallen bin und den ganzen Kram deshalb erst kürzlich nochmal gründlich anschauen "durfte". Andere Leute, die seit mindestens einem Jahr keine Statistikformeln mehr gesehen haben, werden in der Prüfung mehr Probleme haben als ich. So seltsam es für mich selber auch klingt: Wenn ich nicht gerade die blödesten Aufgaben erwische, werde ich diese Prüfung bestehen. Nicht unbedingt mit 1,0 vielleicht, aber bestehen, und das ist bei Methodenlehre schon einiges wert. Besonders, weil sich viele Leute per Attest vor der Prüfung drücken und sie ins nächste Semester "splitten". Ich, der alte Statistikdepp, werde das nicht tun! Morgen geh ich in die Uni und unterschreibe auf der Liste hinter meinem Namen. Ich werde diese Prüfung ganz ruhig angehen und ich werde sie bestehen.
Nun, besonders vor den ersten beiden Prüfungen allerdings habe ich verdammt viel Angst. Ich kann kaum ruhig sitzen, wenn ich gerade mal nicht arbeite. Ständig laufe ich hin und her. Ein guter Grund wirklich, meine Baldrianperlen wieder herauszuholen - und hoch zu dosieren.

Und da kam mir heute eine Idee. Ich möchte einmal versuchen eine kleine Analogie aufzustellen:
Schmerz hilft ja bekanntlich gegen Schmerz. Wenn mir der Kopf weh tut und mir dann jemand auf den Fuß tritt, vergesse ich die Kopfschmerzen sofort, solange bis mein Fuß nicht mehr weh tut. Ein "Gegenschmerz".
Hilft womöglich auch Angst gegen Angst? Die Angst vor den Prüfungen, wird die dadurch zeitweilig verdrängt, dass ich beispielsweise im Auto durch eine stürmische Nacht fahre und jederzeit damit rechne, dass ich einen Unfall baue? Ich behaupte mal: Ja. Jedenfalls kam mir, solange ich vorhin hierher gefahren bin, kaum der Gedanke an die Prüfungen.

Während der Fahrt habe ich zum ersten Mal seit ein oder zwei Monaten einen Sampler gehört, den ein lieber Mensch für mich zusammengestellt hat. Es ist beeindruckend, wie viel ich mit diesen Liedern verbinde. Es sind all die Stücke, die üblicherweise laufen, wenn ich bei ihm sitze auf ein Bier oder zwei, oder auch mal keines. Ich war schon relativ lange nicht mehr bei ihm; irgendwie vermisse ich das sogar. Auch das lenkt gewaltig von der Prüfungsangst ab...
Ich habe mir auf der Fahrt irgendwann die Frage gestellt, nach welchen Gesichtspunkten er diesen Sampler zusammengestellt hat. Es sind alles Lieder, die für ihn absolut typisch sind; die Abfolge wirkt für mich inzwischen völlig natürlich (oder einfach nur gewohnt?). Durch ihn bin ich auch aufs Samplerbasteln gekommen - nachdem ich für meinen Freund in relativ kurzer Zeit einen zusammengestellt hatte, der das Thema und den Titel "Light" hatte, habe ich nun auch für ihn einen gemacht, "Howling at the Moon". Allerdings glaube ich, dass ich ein anderes Auswahlsystem habe als er. Die Songs die ich für ihn ausgesucht habe, sind nicht unbedingt typisch für mich (finde ich), sondern drücken eher das aus, was mir einfällt, wenn ich an ihn denke. Ironischerweise hat sich eine Art übergreifender (textlicher) Zusammenhang gebildet, ohne dass ich das unbedingt beabsichtigt hätte. Er könnte verdammt viel reininterpretieren wenn er das wollte.
Ich hab bisher noch keine Rückmeldung erhalten was er davon hält. Ich kann nicht mal sicher sein ob er die CD schon gehört hat. Einerseits, einerseits würde ich ja zu gerne dabei sein wenn er sie zum ersten Mal hört, und ihn beobachten (besonders bei einigen ganz bestimmten Liedern *g*). Andererseits irgendwie auch wieder nicht. Warum? Aus Angst? Angst er könnte eben zuviel reininterpretieren? Angst er könnte die Songs nicht gut finden (was gut möglich ist, da ich einige "riskante" Lieder ausgesucht habe)?
Vielleicht würde auch diese Angst mich von den Prüfungen ablenken, zumindest einen Abend lang.

Samstag, August 20, 2005

Somebody take this load off my back...

Könnte ich doch endlich aufhören, nachzudenken. Verfolgt von Träumen, Wünschen, plötzlichen Erkenntnissen (ja, tatsächlich, es geschehen noch Wunder), Ängsten, Unsicherheiten, Zeitdruck und gleichzeitig auftauchenden musikalischen Ideen, müsste ich eigentlich hunderte Seiten lesen, und doch sitze ich oft hier herum und denke darüber nach, wer ich eigentlich bin und was ich will. Ich flüchte mich in meine Bücher, nein, nicht die die ich lesen müsste, sondern in die Welten von Magiern, Königen und Rittern, und hoffe, dass in 9 Wochen die Welt noch steht und der Himmel nicht auf uns herabgefallen ist, in 9 Wochen, wenn ich aus dem komatösen Schlaf der Verzweiflung erwache.
Na denn...

Mittwoch, August 17, 2005

Life's really a chocolate box...

...some do without, others have plenty
it sticks in my throat, my stomach's in knots
while your box is so full, mine's perpetually empty.


Andere Leute, so hört man, denken irgendwann nicht mehr über Fehler nach, die sie einmal gemacht haben. Ich hänge heute noch an dummen Geschichten, die ich mit sieben, acht Jahren erlebt habe. Niemandem ist was passiert, wirklich traumatisch war es auch nicht - warum also kann ich meine Fehler nicht einfach vergessen?

Gelernt scheine ich allerdings auch nicht zu haben aus ihnen. Letztlich sind die Fehler, die ich heute so mache, denen von damals ganz ähnlich. (Aber irgendwie natürlich anders. Erwachsener.) Vielleicht doch ein Zeichen für die Stabilität des Charakters über die Zeit hinweg.

Nicht dass ich mich nicht irgendwie auch geändert hätte seit meiner Kindheit. Ich heul z.B. nicht mehr so oft - was aber nicht heißen würde, dass ich nicht doch impulsiv und empfindlich geblieben wäre. Irgendwie wird alles anders...bleibt aber im tiefsten Innern doch gleich.

Nun sitze ich hier und überlege, warum ich so oft von manchen Menschen träume. Und warum zur Hölle ich letzte Nacht von "Verliebt in Berlin" geträumt habe!!! Nun, manchmal glaube ich, ich bin derjenige, der mal dem CBUM beitreten sollte. Zumindest als Support. Was das eine jetzt mit dem anderen zu tun hat? Ach, fragt nicht.

Und dann war da noch die Band Skyclad, die mich momentan enorm vom Lernen abhält. Schrecklich! Einfach grauenhaft, ich komm zu nix. Vor 4 Wochen noch kannte ich kaum was von denen, jetzt hab ich drei Alben gekauft und drei weitere ausgeliehen, und die fehlenden muss ich mir auch noch irgendwie holen, glaub ich. Ganz schlimme Sache das.
Aber wunderschön...

Heute hab ich eine Email bekommen, dass ich bei einer Verlosung zum Dong Open Air von einem Onlinemagazin was gewonnen hab und dass bald ein Päckchen kommt. Wäre ja ein geiler Zufall, wenn was von Skyclad dabei wäre - möglich wär das sehr gut. Aber wahrscheinlich hab ich da nicht nochmal Glück.

Nein, dieser Post hat definitiv keinen internen Zusammenhang. Soviel dazu. Gute Nacht.

Dienstag, August 16, 2005

Hass...!!!

Bin ich wichtig? Nein.
Bin ich unwichtig? Nein!!!

Ist ja schön und gut wenn andere Leute aus dieser Familie die mir zugestandenen Ressourcen mit nutzen, aber ich würde unheimlich gerne wenigstens darüber informiert werden, wenn eben diese Ressourcen dadurch dann mir für eine Weile nicht zur Verfügung stehen sollen.

Wie kann man sich einen Computer kaufen, obwohl man weiß, dass gerade kein zweiter Monitor da ist? Wie kann man einfach ohne mein Wissen beschließen, dass der komplette Schreibtisch samt aller Gerätschaften die sich darauf befinden in ein anderes Zimmer umzieht - und irgendwann, irgendwann vielleicht, der andere, alte Computertisch samt altem Rechner zurückkommen könnte - ohne mich wenigstens darüber in Kenntnis zu setzen?

Nee, nix dagegen wenn auch andere Leute mal meinen PC und seine Teile, meinen Lebensinhalt, mit nutzen, besonders wenn es halt gerade nötig ist. Aber die Informationslage in diesem Haus ist einfach zum Kotzen! Und darum geht es mir, darum, - viel mehr als es mich stört, dass ich womöglich für ein, zwei Tage nicht an den Computer könnte - ich will einfach wahrgenommen werden als der derzeitige Hauptnutzer dieser Kiste hier, wenn auch nicht Eigentümer - der aber durchaus auch was an diesem PC zu erledigen hat. Ich hab momentan beileibe nicht soviel Freizeit wie ich mir gerne herausnehmen würde, doch die Zeit die ich mir nehme, möchte ich unter anderem gerne am PC verbringen, im Internet, Songs schreibend, whatsofuckingever.

Wenn das so weitergeht, hau ich gleich morgen wieder ab nach Bamberg ins Wohnheim, damit ich tun und lassen kann was ich will. So geht das jedenfalls nicht.

Manchmal...

Manchmal sollte man manche Dinge einfach lassen.

Über manche Dinge einfach nicht nachdenken.
Nicht überlegen, was hätte sein können, was werden könnte,
was warum passiert ist oder vielleicht passieren wird,
nein, einfach endlich mal wieder loslassen und abwarten.

In so einer Situation befinde ich mich gerade, wo ich über zuviele Dinge zu oft nachdenke, mit meinem Schicksal hadere - es hat mich ja ach so schwer getroffen - , mich frage, warum ich in 20 Jahren nicht ein Stückchen weiter gekommen bin als bis hierher, und was ich falsch gemacht habe...
Sonderlich produktiv ist das nicht; und die Tatsache dass ich momentan dieses schöne Buch lesen "darf", um irgendwie meine Sozialpsychologie-Vordiplomsprüfung in 3 Wochen zu bestehen, führt nur dazu dass ich mich weiter in Gedankengänge verstricke wie: Warum habe ich mich damals in Person A verliebt? Aus welchem Grund habe ich Angst vor Person B? Was fühle ich für Person C? Interessante Gedankengänge sind es zwar, aber letztlich führt das alles meist zu nichts.

Manchmal sollte man sich eben überlegen, einfach mal nicht mehr weiter zu überlegen, und einfach nur so drauflos leben.
Das Schicksal wird seinen Weg schon finden.
 
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